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NDS Phoenix Wright - Ace Attorney
 
 
Phoenix Wright - Ace Attorney - NDS
Kilian Pfeiffer (27.12.2006)

SYSTEM: NDS
ENTWICKLER: Capcom
GENRE: Simulation
SPIELER: 1 Spieler
HANDBUCH: Deutsch
SPEICHER: Batterie
1MODUL MP: Nein
SCHWIERIGKEIT: 3-8
SECRETS: Ja
SPRACHHÜRDE: Keine
MIKRO SUPPORT: Ja
ALTERSFREIGABE: 7+
TERMIN: Erhältlich
VIRTUAL SURROUND: Nein
PREIS: ca.40 Euro
KOMPLETTLÖSUNG: Nein
CHEATS / TIPPS: Nein
LESERMEINUNGEN: Nein

   
Einleitung....

Man meine, eine Gerichtssimulation müsse ganz besonders öde sein. Aber falsch gedacht: "Phoenix Wright - Ace Attorney" von Capcom gehört mit Abstand zu den interessantesten Spielen, die seit Release des Nintendo DS auf dem Markt erschienen sind. Fünf knackige Fälle garantieren mindestens 20 Stunden Spielspaß der ganz besonderen Art. Als frisch examinierter Verteidiger macht Ihr Euch als 24-jähriger Phoenix Wright auf, die Angeklagten in verstrickten Mordfällen zu verteidigen. Euer Ziel ist es, den Mandanten unschuldig aus dem Gerichtssaal zu bringen. Im Laufe der Spielzeit müsst Ihr hierfür einiges tun: Zeugen befragen, Beweise sammeln, Tatorte besuchen und die Summe der Details sinnvoll im Gerichtsprozess einbringen. Aufbrausende Auseinandersetzungen im Gerichtssaal garantiert! Gerichtssendungen im täglichen Fernsehprogramm sind dagegen "K.O.-Tropfen"!

Menus und die Story....

Nach dem Start des Nintendo DS habt Ihr lediglich die Möglichkeit mitten im Spiel einzusteigen. Es geht also gleich zu Beginn spannend los. Grundsätzlich dürft Ihr jederzeit im Spiel einen Speicherstand anlegen und von dieser Stelle aus zu einem späteren Zeitpunkt weiterspielen. Verliert Ihr dennoch im Gerichtssaal gegen den Ankläger die "Beweisschlacht", wird der Fall vom letzten des Spiels vorgegebenen Punkts fortgesetzt. Nach dem Ende eines Falles, respektive eines Prozesstages, bietet der Titel feste Punkte zum Speichern.

Phoenix Wright ist erst 24 Jahre alt und befindet sich in seinem ersten eigenen Fall als Verteidiger. Er arbeitet in der Kanzlei seiner Mentorin Mia Fey, die ihm zu jedem Zeitpunkt helfend unter die Arme greift. Bis sie eines Tages selbst Opfer eines Mordfalles wird… Von der Trauer über Mia eingenommen, gilt es den Täter seiner Partnerin zu finden. Spannend an der Sache ist die außergewöhnliche Verstrickung der einzelnen Fälle sowie Charaktere. Capcom hat hier tatsächlich Großes geleistet.

"Phoenix Wright" ist kein gewöhnlicher Titel. Animierte Sequenzen sowie wuselige Grafiken sind hier fehl am Platz. Die Atmosphäre schöpft die Umsetzung aber dennoch aus der Darstellung. Schnelle Bildschirmwechsel der teils nur geringfügig animierten Standbilder machen das Spiel zu dem was es ist. Abgedrehte Charaktere, die schon mal während des Prozesses dem Richter eine Lunchbox anbieten, oder durch einen Verstärker ins Publikum brüllen, sind bei Capcom keine Seltenheit. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf den Texten. Wir haben uns den Titel von Anfang bis Ende vorgenommen und können mit Sicherheit sagen, dass es sich um einen der textintensivsten Vertreter überhaupt handelt. Lesen müsst Ihr also schon mögen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um gewöhnliche Lesepartien, sondern vielmehr um hochspannende Beweisaufnahmen, welche die Unschuld Eures Mandanten beweisen sollen. Die durchweg deutschen Texte wurden stilvoll umgesetzt, Schreibfehler oder undeutliche Redewendungen sind so gut wie nicht vorhanden. Immer wieder müsst Ihr manuell in's Spiel eingreifen, um dem Ankläger Paroli bieten zu können und Zeugenaussagen in ihrer Standfestigkeit die Grundlage zu entziehen. Kleinere Minispiele garantieren Extra-Spielspaß. Besonders spannend ist es aber, Beweisinformationen detailliert zu betrachten, um eine Aussage innerhalb eines Wortes als Lüge zu erkennen.

Technik und Gameplay....

"Phoenix Wright - Ace Attorney" steuert sich komplett über den Touchscreen des Nintendo DS. Die Texte, die zumeist im Topscreen ablaufen, schaltet Ihr über eine Fläche im Touchscreen weiter. Alternativ dazu könnt Ihr selbstverständlich auch die Verfahren mit dem Steuerkreuz sowie den Knöpfen des Nintendo DS bestreiten. Witzig ist die Tatsache, dass Ihr über die Mikrofoneingabe während der Gerichtssitzung "Moment mal" rufen dürft, um die Aussagen der Zeugen während des Kreuzverhörs zu belasten und stärker anzugreifen. Dieses Feature lässt Euch Teil des Titels werden. Gelungen, wie wir finden!

Doch bevor es an den eigentlichen Gerichtsschauplatz geht, steht das spannende Gewinnen von Beweismaterial an erster Stelle Eurer abwechslungsreichen Tätigkeitsfelder. Für jeden Fall stehen einige Lokalitäten bereit, die es zu besuchen gilt. So besucht Ihr in der Regel immer das Polizeirevier, um mit Inspektor Gumshoe interessante Gespräche zu führen. Häufig hat er wichtige Infos, wie Autopsieberichte, bei sich, die er Euch gerne zur weiteren Ermittlung überlässt. Auch die Tatorte sind ein Muss für das weitere Vorgehen. Jedoch kann es sein, dass es nicht möglich ist, diese von Anfang an zu besuchen. Beispielswiese müsst Ihr Euch eine Erlaubnis von höchster Stelle besorgen. Eure Anfrage solltet Ihr aber gut durchdacht vortragen. Standfestigkeit ist alles in "Phoenix Wright - Ace Attorney"! Teilweise sind die Orte, die Ihr besucht zweiteilig und demnach genauer zu betrachten als ein einzelner Bildschirm. Mit einem Fadenkreuz "bewaffnet" versucht Ihr aus den Standbildern Details hervorzukramen, die Ihr untersuchen könnt. So liegt im fünften Fall eine Brieftasche auf dem Boden des Tatorts. In ihr befinden sich wichtige Beweismaterialien des Opfers. Erst wenn sich alle relevanten Objekte in Eurem Besitz befinden, ist es möglich in den eigentlichen Prozess einzusteigen - immerhin muss die Beweislast eindeutig sein! Halbgare Ermittlungsweisen sind einfach nicht Phoenix Wrights' Sache. Wesentlich sind die Informationen für den folgenden Prozess. Im Laufe der Zeit sammelt Ihr derartig viele Materialien, dass es teils kleinteilige Schwerstarbeit ist, den richtigen Beweis zur Aussage zu finden.

Häufig begegnet Ihr während Eurer Ermittlungsverfahren Menschen, die indirekt während der Morde anwesend waren. Diese potenziellen Zeugen haben oft etwas zu verbergen, was sich allerdings erst während der Verhandlungen herauskristallisiert. Sie verhaspeln sich bei Uhrzeitangaben, begehen Fehler bei der Beschreibung der Tat oder erfinden Aussagen, die den Angeklagten zusätzlich belasten würden. Genau auf diese Details gilt es Acht zu geben. Nachdem ein Zeuge seine Aussage in meist vier bis fünf Sätzen abgelegt hat, folgt das Kreuzverhör Eurerseits. Jeder einzelne Satz wird von Phoenix auf den Prüfstand gestellt. Intensivieren dürft Ihr Euer Vorgehen durch punktgenaue Angriffe, die der Aussage den Rest geben könnten. Noch einschneidender ist das Vorlegen von hieb- und stichfesten Beweisen. Ein einfaches Beispiel gefällig? Ein Zeuge bekundet in seiner Aussage, dass der Tathergang genau um 13 Uhr stattgefunden habe. Achtet Ihr aber auf Eure Beweismaterialien genau, würdet Ihr feststellen, dass im Autopsiebericht stünde, dass sich das Ereignete zwischen 16 und 17 Uhr zugetragen habe. Demnach ist diese Aussage pure Fiktion und im Gericht so nicht zu Gebrauchen. Auf Knopfdruck präsentiert Ihr Euren Beweis, der den Angeklagten schnurstracks teilweise entlastet. Oftmals korrigieren die Zeugen die Aussagen - der etwas hilflos reagierende Richter gestattet dies zumeist anstandslos. Dennoch gibt es immer eine Chance, die Aussagen der Zeugen in die Ecke zu drängen. Gelingt Euch dies, seid Ihr einen gewaltigen Schritt innerhalb des Falles weitergekommen. Häufig erstreckt sich der Prozess über mehrere Tage, so dass Ihr Euch erneut auf Spurensuche begeben müsst, um für den nächsten Tag gewappnet zu sein. Jedoch wird Phoenix Wright für fehlerhafte Beschuldigungen vom Richter ebenso gestraft. Fünf Ausrufezeichen stehen für fünf Fehler, die Ihr während eines Prozesstages machen dürft. Überschreitet Ihr die Zahl, gilt es den Tag von Neuem zu starten. Zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel schmerzt diese Tatsache gewaltig. Bis zu einer Stunde Spielzeit müsst Ihr dann ein weiteres Mal auf Euch nehmen!

Neben den vier ersten Fällen, die bereits in Fernost für den Game Boy Advance veröffentlicht wurden (daher auch der teils abgedrehte Humor!), gibt es speziell für den Nintendo DS einen überlangen fünften Fall. Dieser hat es wirklich in sich! Auch die technischen Gegebenheiten des DS werden vollkommen ausgeschöpft, so dass selbst gegen Ende des Spieles interessante Neuerungen zu vermerken sind. So tragt Ihr beispielsweise ein feines Aluminiumpulver auf verdächtige Stellen. Per Mikrofon pustet Ihr dieses vom Bildschirm, um Fingerabdrücke erscheinen zu lassen. Oder Ihr dreht die Gegenstände des Inventars in einer 360° Rotationsansicht. Kleine Auffälligkeiten werden damit sofort offensichtlich. Selbst forensische Tests mit einem chemischen Mittel ("Luminol") sind möglich. Sprüht Ihr dieses auf ausgewählte Stellen, werden Blutspuren sichtbar. Für den zweiten, bereits angekündigten Teil sollten diese Features unbedingt ausgebaut werden!

Grafik & Sound....

Grafisch erweist sich der Titel als nett gezeichneter DS-Ableger in Standbildformat, der keine großen Besonderheiten an den Tag legt. Die Hintergründe bleiben stets stocksteif. Animationen - Fehlanzeige! Dennoch sind die schnellen Kameraschwenks während der Gerichtsverhandlung durchwegs gelungen. Eure Gesprächspartner haben einige wenige Bewegungsmuster. Jedoch passt der Comic-Stil zu "Phoenix Wright - Ace Attorney".

Die Musik im Spielverlauf ist zu jedem Zeitpunkt durchaus gelungen. Szenenabhängig wird durch musikalische Farbwechsel Atmosphäre erzeugt. Selbst nach 20 Stunden Spielzeit lässt man den Sound gerne nebenbei laufen. Eine Sprachausgabe ist nicht vorhanden, lediglich einzelne Rufe wie "Moment mal!" oder "Einspruch!" ertönen aus den DS-Lautsprechern.

Fazit....

"Phoenix Wright - Ace Attorney" ist ein absoluter Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Spannung bis zum Umfallen garantieren die einzelnen Fälle. Natürlich ist die immense Textmenge nicht für Jedermann geeignet. Auch das Umfeld eines Anwalts ist gewöhnungsbedürftig. In der Redaktion hat es uns aber vollkommen überzeugt. Das Spielprinzip ist eingängig. Der Schwierigkeitsgrad hingegen steigert sich aber mit der Zeit beträchtlich. Unmengen an Beweise, tolle DS-exklusive Minispiele sowie die spannenden Auseinandersetzungen mit den Staatsanwälten machen den Titel zu einem wahren Top-Hit. Besonderes Lob verdient die tolle Übersetzung, die wohl ganze Bücher füllen könnte.

 

+ unverbrauchtes Szenario
+ fünf umfangreiche Fälle
+ interessante Tatort-Inspizierung
+ DS-exklusive Minispiele
+ ansteigender Schwierigkeitsgrad
+ gelungene Übersetzung
+ lange Spielzeit/spannend
+ passende Musikunterstützung
- teils zu abgedrehter Humor
- für Lesemuffel zu viel Text

GRAFIK: 70%

SOUND/EFFEKTE: 82%

MULTIPLAYER: --

GESAMTWERTUNG: 87%

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