Einleitung....
Auch wenn dem Nintendo DS anfangs nur wenige Chancen in direkter Konkurrenz zur technisch überlegenen Playstation Portable eingeräumt wurden, hat Nintendos Mut zum Risiko auf ganzer Länge gesiegt. Der Innovationskurs des japanischen Videospielgiganten hat tatsächlich neue Käuferschichten animieren können, sich einen Handheld anzueignen. Dem zuträglich war unter anderem der Nintendo DS-eigene Touchscreen sowie die veröffentlichte Software, die ganz nach dem Motto "Software sells Hardware!" eine neue Handheld-Klientel hervorbrachte. Insbesondere die "Brain Training"-Serie konnte im fernen Osten alle Verkaufsrekorde brechen und steht selbst nach über einem Jahr in den Top Ten der wöchentlichen Software-Verkaufscharts.
Es war nur allzu offensichtlich einen derartigen Verkaufsschlager in westliche Gefilde zu bringen und so dauerte es nicht lange, bis die ersten zwei Titel - auch für den deutschen Markt - angekündigt waren. Vorneweg sei gesagt, dass es sich bei "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging - Wie fit ist Ihr Gehirn?" um kein Spiel im üblichen Sinne, sondern vielmehr um ein pseudo-wissenschaftliches Gehirntrainings-Programm handelt. Zwar wird Dr. Ryuta Kawashima, ein angesehener, japanischer Medizin-Professor, als "geistiger Vater" der Software angepriesen, jedoch braucht Ihr Euch deshalb noch lange keine Höhensprünge im Bereich Eurer Gehirnaktivitäten erwarten. Als Trainingsobjekt für Zwischendurch kann das Stück Software aber vollends überzeugen. Dennoch wird auf eine übliche Bewertung in diesem Fall verzichtet, sondern eine Empfehlung ausgesprochen. Von "Spielspaß" im üblichen Sinne kann man während der kurzweiligen Aufgaben nicht sprechen, vielmehr jedoch von einem spaßigen Motivationstrainer, der Euch täglich für einige Minuten (oder Stunden? ;-) ) gebannt vor den Bildschirm fesseln wird.
Menus und die Story....
"Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging - Wie fit ist Ihr Gehirn?" eignet sich vor allem zur "[…]Aufrechterhaltung der Kreativität und des Gedächtnisses[…]", so wie Dr. Kawashima in seinem Vorwort der Anleitung zum Besten gibt. Laut dem Professor sind vor allem das Lösen einfacher Rechenaufgaben sowie lautes Vorlesen effektive Methoden das Gehirn in seiner Leistungsfähigkeit auf Dauer "anzukurbeln". Ausgehend vom "geistigen Alter" Eures Gehirns beim ersten Einsatz der Software, werdet Ihr bereits nach einigen Tagen erste Erfolge erzielen.
Im Hauptmenü ("Demoversion", "Übungen", "Sudoku", "Download-Spiel") sticht vor allem das Thema "Sudoku" besonders ins Auge. Da "Sudoku" bereits seit geraumer Zeit in aller Munde ist, hält es nun auch auf dem Nintendo DS Einzug. Passend zur Steigerung Eurer Gehirnaktivität, könnt Ihr durch das leicht verständlich - jedoch häufig schwer zu meisternde - Zahlenspiel Eure Gehirnzellen zum Rauchen bringen. Demo-Versionen der Hauptspielmodi dienen zur schnellen Überzeugung skeptischer Handheld-Gegner. Es ist sogar möglich, eine Demoversion von "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging - Wie fit ist Ihr Gehirn?" auf ein Gastsystem zu übertragen, um einem interessierten Spieler die Möglichkeit zu bieten, einen Einblick in das Spielprinzip zu erhalten. Die "Übungen" sind das eigentliche "Arbeitsgebiet", in welchem Ihr wohl die meiste Zeit verbringen werdet.
Technik und Gameplay....
Auffallend bei der mobilen Gedächtnisunterstützung ist die Haltung des Nintendo DS. Dieser wird nämlich - abhängig davon ob man Links- beziehungsweise Rechtshänder ist - um 90° gedreht. Ihr benutzt den DS also in der Art eines Buches, um auf dem Touchscreen optimale Schreibarbeit leisten zu können. Habt Ihr Euch für eine von insgesamt vier zur Verfügung stehenden Spieldateien entschieden, geht es ans Eingemachte. Neben Eurem Geburtsdatum müsst Ihr manuell Euren Namen zum Besten geben - dieser dient sozusagen als virtuelle Unterschrift! Gleich zu Beginn werdet Ihr mit einem kleinen Farbtest konfrontiert, um das "geistige Alter" Eures Denkorgans festzustellen. Da das erste Spiel eine Konfrontation mit dem Unbekannten ist, ist ein enttäuschendes Ergebnis nichts Außergewöhnliches. Das Ziel der Software ist es schließlich auch Eure Ergebnisse konstant zu verbessern. Ob die Software dem wissenschaftlichen Anspruch dabei gerecht wird, kann man sich angesichts einer Fülle von neun unterschiedlichen Trainingsaufgaben (plus fünf Alterstest-Übungen) nicht vorstellen. Nichtsdestotrotz kann man dem Programm nicht abstreiten, das Gehirn auf Touren zu bringen - und das ist auch gut so!
Weil Ergebnisse erst nach einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten, ersichtlich sein dürften, könnt Ihr jeden Tag zwar nach Lust und Laune üben, die Bestimmung des "geistigen Alters" wird jedoch auf ein Mal pro Tag beschränkt, besser gesagt abgespeichert. Auch die Top-Rankings der einzelnen Trainingsarten werden nur einmal am Tag erstellt und auf die Spielkarte gebannt. Durch dieses Vorgehen sollt Ihr dazu animiert werden, den Nintendo DS jeden Tag aufs Neue einzuschalten, um Eure Verbesserungen deutlich machen zu können. Generell sind die Aufgaben, die Ihr gestellt bekommt, leicht verständlich. "Rechnen 20" fordert von Euch in möglichst kurzer Zeit 20 Minirechenaufgaben à la "9 x 5" niederzuschreiben, wobei Ihr bei einem Fehler das Ergebnis korrigieren könnt. Eine ähnliche Übung gibt es auch mit 100 Rechenaufgaben, die Euer Denkorgan ganz schön in Fahrt bringen. Nicht vom Schwierigkeitsgrad her, sondern schlichtweg auf Grund der Masse an Grundrechenaufgaben. Interessant und wesentlich anspruchsvoller ist die "Merken"-Übung, bei welcher Ihr Euch einige Zahlen für wenige Sekunden einprägen müsst, um diese dann in aufsteigender Reihenfolge einzelnen Kästchen zuzuordnen. Bei vier Kästchen ist dies anfangs auch noch kein Problem, später jedoch fordert es Euch Eure ganze Aufmerksamkeit ab.
Selbst lautes Vorlesen scheinbar sinnloser Texte (samt lateinischer Wörter!!!) ist ein wesentlicher Bestandteil des Spielinhaltes. Die "Silben"-Übung präsentiert Euch kurze Sätze, welche Ihr in einzelne Silben zerlegen und das Ergebnis sodann auf dem Touchscreen aufschreiben sollt. Ähnliches lernt man bereits in der Grundschule, jedoch erwarten Euch ab und zu Wörter, deren Trennungsregel nicht jedem augenscheinlich sein wird. Stehen zu Beginn Eures Gedächtnistrainings drei Trainingsarten zur Verfügung, schaltet Ihr innerhalb weniger Tage weitere Gedächtnisspielchen frei. Das "Magische Dreieck" bietet Euch erneut hübsche Additions- sowie Subtraktionsaufgaben, welche in Dreiecksform aufgebaut sind. Anspruchsvoll und daher Eure komplette Aufmerksamkeit fordernd, ist die "Haus"-Übung. Bei dieser seht Ihr einige Menschen, die in einem Haus verschwinden. Leute verlassen und betreten das Haus in schneller Folge. Eure Aufgabe ist nun festzustellen, wie viele Personen sich letztendlich noch im Haus befinden. Hört sich ebenfalls recht einfach an, den Überblick zu behalten bleibt jedoch anspruchsvoll. Lautes Rechnen ("Laut Rechnen") nutzt die Möglichkeiten des Mikrofons vollständig aus, da Ihr hier das Ergebnis sprechen müsst. Weibliche Stimmen werden übrigens nicht immer korrekt erfasst, die Stimmerkennung versagte während des Testzeitraums selbst einige Male bei männlichen Kandidaten. Die letzte Trainingseinheit ist die "Zeit"-Aufgabe, bei welcher Ihr Zeitunterschiede in Stunden sowie Minuten angeben müsst. Ausschlaggebend für das Ergebnis ist insbesondere die von Euch benötigte Zeit für einzelne Aufgaben.
Umso intensiver Ihr "trainiert", desto größere Erfolge könnt Ihr verbuchen. Diese Erfahrung benötigt Ihr dann vor allem, wenn Ihr Euch an die Ermittlung Eures "geistigen Alters" heranwagt. Hier gilt es dann - neben der "Rechnen 20"-Prüfung - die Zahlenfolge von eins bis 120 möglichst schnell laut vorzuzählen, oder aber einen "Farbtest" zu absolvieren, in welchem Ihr Textfarben vorsprechen müsst. Beispielsweise erscheint das Wort "Schwarz" in gelber Schriftfarbe. Somit seid Ihr zwar von der Wortbedeutung her irritiert, müsst Euch dessen ungeachtet aber lediglich auf die Farbe des Textes konzentrieren. Der Spaß bei der Sache bleibt auch beim wiederholten Male erhalten. An anderer Stelle müsst Ihr Euch innerhalb von zwei Minuten 30 Begriffe merken, die Ihr später über den drucksensitiven Bildschirm niederschreibt. Die "Linien"-Übung fordert von Euch das korrekte Verbinden von Zahlen und Buchstaben. Auch hier ist es wiederum von Vorteil, möglichst schnell und fehlerlos am "Ziel" anzukommen. Schlussendlich sei die "Zahlen"-Aufgabe zu erwähnen, welche diverse Zahlen samt verschiedenster Eigenschaften (blinkend, sich bewegend, bestimmte Farbe, etc.) auf den Bildschirm wirft. Das Programm stellt Euch nun eine Frage im Sinne von "Anzahl rote Ziffern?", die Ihr zu beantworten habt.
Über eine Grafik-Option dürft Ihr Euch Eure Trainings- sowie Alterstest-Ergebnisse in grafischen Darstellungen anzeigen lassen. Für jede Übung aufgeschlüsselt habt Ihr hierbei eine detaillierte Darbietung Eurer Ergebnisse der letzten zwei Monate. Die Sudoku-Puzzles, welche über das Hauptmenü erreicht werden können, ergänzen das Gebotene in sinnvoller Art und Weise. Wer die Regeln nicht kennt, für den folgt an dieser Stelle eine kleine Erklärung: Das Spielfeld besteht aus 3 x 3 Feldern, wobei sich jedes dieser Felder wiederum aus 3 x 3 Kästchen zusammensetzt. Somit ergibt sich ein Spielfeld von 9 auf 9 Kästchen. Horizontal sowie vertikal darf keine Ziffer (1-9) zweimal vorkommen. Ebenso darf in jedem Feld jede Ziffer genau einmal erscheinen. Anfangs sind nur wenige Zahlen vorgegeben, wobei sich die Puzzles in ihrem Schwierigkeitsgrad drastisch unterscheiden. Drei verschiedene Stufen fordern selbst Profis für längere Zeit. Selbst der Download weiterer Puzzles funktioniert - an geeigneter Stelle - einwandfrei.
Grafik & Sound....
Da wir uns gegen eine Gesamtwertung in Prozentpunkten entschieden haben, sind auch die Einzelnoten hinfällig. Grafisch würde der Titel nicht viel reißen, da meistens nur Text sowie Zahlen die Hauptrolle übernehmen. Unauffälliger Unterstützungssound trägt das Gedächtnis-Training dennoch angenehm vorwärts.
Multiplayer....
Zwar gibt es im Mehrspieler-Modus nicht viel zu Erleben, dennoch ist das "Wettrechnen 30" recht interessant, da bis zu 16 (!) Spieler mit nur einer einzigen Spielkarte gegeneinander antreten dürfen. Der Sieger der Übung ist derjenige, der 30 Aufgaben am Schnellsten lösen konnte. Der Spaß ist hier durchaus gegeben, jedoch hätte man sich an dieser Stelle weitere unterhaltsame Mehrspielerpartien einfallen lassen können!
Fazit....
Die Richtung, die Nintendo mit "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging - Wie fit ist Ihr Gehirn?" einschlägt, könnte auch im westlichen Markt Erfolge feiern. Das Prinzip einfach zu verstehender - dennoch fordernder - Rätsel motiviert ungemein und fesselt Euch für Wochen immer wieder vor den kleinen Doppelbildschirm. Der günstige Preis der Software ist jeden Cent wert und könnte auch den einen oder anderen Erwachsenen als Nintendo-Kunden gewinnen. Überhaupt kennt das Spielprinzip keine Zielgruppengrenzen, da es sich um kein Spiel, sondern um ein Gehirn-Training der leicht verständlichen Art handelt. Wir hatten mit Nintendos neuestem Geniestreich eine Menge Freude und werden uns auch zukünftig unser "geistiges Alter" bestimmen lassen. Sudoku-Puzzles versüßen das Erlebnis für weitere angenehme Stunden. Also zuschlagen!
